Bling-Bling-Büros.
Mehr als die Hälfte der weltweit 2 Milliarden Nutzer sind täglich auf der Social-Media-Plattform Instagram. Kein Wunder also, dass sich die Instagram-Welt nach und nach ins echte Leben schleicht. Damit gewinnt auch die visuelle Bürogestaltung an Bedeutung. Doch zwischen Bling-Bling und Foto-Spots ist auch eine kritische Betrachtung notwendig – denn, was ist am Ende des Tages der Benefit für die Mitarbeiter? Und wie kann Ästhetik in der Bürogestaltung tatsächlich sinnvoll umgesetzt werden?

Instagram-taugliche Arbeitswelten zwischen Authentizität und Effekthascherei.
Büros werden immer schicker und landen immer häufiger auf Pinterest und Instagram. Das soll Unternehmen nicht nur einen Social-Media-Boost bescheren, sondern in erster Linie das Arbeitgeber-Image heben und ein Benefit sein, um das Büro als Ort des Arbeitens wieder begehrt zu machen. Dass diese optische Aufwertung durchaus Vorteile für Mitarbeiter hat, davon ist die Wiener Innenarchitektin Andrea Schneider von Roomware Consulting überzeugt: „Die Zeiten der Effekthascherei mit Bällebad und Rutschen, wie früher in Google- oder Microsoft-Büros, sind vorbei. Aber jede gestalterische Aufwertung im Interior Design, die den Mitarbeitern zugutekommt, ist gleichzeitig eine Form von Wertschätzung.“
Ein Paradebeispiel für das Instagram-Büro-Konzept ist der US-amerikanische Müslihersteller Magic Spoon. Im Headquarter in Manhattan entstand ein knallbuntes Büro mit einer Mischung aus Second-Hand und High-End-Möbeln. Doch, erfüllt eine aufmerksamkeitsstarke Fotokulisse auch den gewollten Zweck und bringt die Mitarbeiter wieder zurück ins Büro? „So etwas funktioniert nur dann, wenn die Gestaltung authentisch ist, die Werte des Unternehmens transportiert und Kraft nach innen auf das Team lenkt”, erklärt Schneider.
Der Mehrwert ansprechend gestalteter Arbeitswelten wurde vom Immobiliendienstleistungs-Unternehmen CBRE in einer Studie unter deutschen Büroangestellten untersucht. Geht es nämlich um die Attraktivierung des Büros, spielen laut Umfrage vielfältige Arbeitsumgebungen eine zentrale Rolle. Der Wohlfühlfaktor rückt mehr und mehr in den Fokus. Moderne, offene und ästhetisch ansprechende Bürowelten für agiles Arbeiten und Orte für Vernetzung und Kommunikation sind laut CBRE ein echter Mehrwert gegenüber dem Home-Office.
Ästhetik trifft auf Bürokonzept.
Der Einsatz von Instagram-Ästhetik in der Bürogestaltung scheint also tatsächlich zu funktionieren. Aber Vorsicht: Die schönste Büroumgebung nützt nichts, solange sie nicht mit der Unternehmenskultur kompatibel ist. Denn sonst wirkt sie inszeniert und ist lediglich eine Fassade. Zudem sollen grundlegende Standards wie Ergonomie und technische Ausstattung nicht der Optik zum Opfer fallen.
Der Büromöbelhersteller Wiesner-Hager befasst sich intensiv mit unterschiedlichen Raumszenarien für moderne Arbeitswelten nach dem Prinzip des Activity Based Working. Dabei spielt die Attraktivierung von Bürolandschaften abseits des klassischen Schreibtisches eine zentrale Rolle. Instagram-taugliche Gestaltungselemente finden sich quer durch alle Office-Bereiche: von Marktplätzen über Working Cafès bis hin zu Coworking Areas.
Die Stilrichtungen für die Gestaltung sind genauso vielfältig wie kreativ. Wohnlich-gemütlich, lebhaft-urban, biophilic, oder doch lieber loungig im Clubstil? Es lassen sich gezielt Stimmungen erzeugen, die von jugendlich bis elegant ein breites Spektrum bieten. Möblierung, Farben, Materialien, Kunst, Unterhaltung, Pflanzen, Gerüche, Akustik und Lichtstimmung sind die gestalterischen Hebel. „Charakteristisch für die klassische Instagram-Ästhetik ist oftmals der Einsatz spielerischer Elemente oder aufmerksamkeitsstarker Farbwelten”, weiß Laura Wiesner, Geschäftsführerin von Wiesner-Hager. Beispiele dafür sind das digitale Beratungsunternehmen foobar Agency in München, bei dem sich spielerische Eyecatcher von Pac-Man bis Star-Wars durch alle Büroräume ziehen. Oder die Büros der ACP IT Solutions in Wien und St. Pölten, die besonders auf kräftige Farb-Akzente und biophile Elemente setzen, was für ein anregendes Ambiente sorgt. „Die Angst vieler Arbeitgeber vor zu viel Gemütlichkeit und zu wenig Effizienz ist unbegründet. Von attraktiv gestalteten Treffpunkten abseits der klassischen Arbeitsbereiche profitieren alle“, betont Laura Wiesner. „Bürogestaltung ist schließlich nicht mehr nur die Summe von Arbeitsplätzen, sondern braucht festgelegte Begegnungszonen für Kollaboration und Teambuilding. Unsere Erfahrung zeigt: Mit dem richtigen Bürokonzept lassen sich die Motivation und Produktivität der Mitarbeiter nachhaltig steigern.”